Johann Andreas Schmeller – unser Namensgeber

Zur Namensgebung

Die Hauptschule Scheyern trägt seit November 1985 den Namen des großen Sprachforschers und Volksschullehrers Johann Andreas Schmeller. Der 10-jährige Schmeller besuchte vom Sommer 1795 bis Januar 1796 die Volksschule (damals „Alte Knabenschule“) in Scheyern, wechselte dann in die Klosterschule, der er bis zum Sommer 1796 angehörte. Noch vor den Sommerferien wurde die Klosterschule wegen der anmarschierenden französischen Revolutionstruppen geschlossen.

 

Stationen in Schmellers Leben

Johann Andreas Schmeller wurde am 6. August 1785 in Tirschenreuth in der Oberpfalz als viertes von sieben Kindern geboren. Sein Vater war Landwirt und Kürbenzäuner (= Korbmacher). Beim Begriff „Kürbenzäuner“ hat Schmeller mitten im gelehrten Text des Wörterbuches seinem Vater ein Denkmal gesetzt, wie man es sich herzlicher nicht denken kann: „Unter allen Gewerben ist dieses unscheinbare dem Verfasser des Bayerischen Wörterbuches das ehrwürdigste, denn es ist das eines bald 80-jährigen Ehrenmannes, dem er sein Dasein und seine erste Erziehung verdankt.“ (Bayerisches Wörterbuch Sp.1287)

 

1787 gab die Familie die karge oberpfälzer Heimat auf und siedelte nach Rimbach (heute Rinnberg, Gemeinde Rohrbach) über. Schmeller schreibt in seinem Tagebuch dazu: „In Regensburg hatte mein Vater nicht wenig Lust, mich auf die Donau zu setzen und zum Ungarn zu machen. Der Wasserscheu der zärtlichen Mutter habe ich es zu verdanken, dass ich ein Bayer geblieben bin…“

Im weiteren Verlauf beschreibt er die Ankunft in Rimbach: „Oben bei den Gartenzäunen herabblickend sah die Mutter das letzte Häuslein des Dorfes mit dem traulich gegen den Eichenhain hinaufziehenden Garten. Wenn es dieses wäre, meinte sie, das gefiele ihr wohl. Und dieses war es. Um angeblich 300 Gulden brachten sie es an sich. Mein Vater war der erste, der in Rimbach Erdäpfel baute.“ Nach seinen Volksschuljahren in Rohr, Pörnbach und Scheyern besuchte Schmeller dann die Gymnasien in Scheyern, Ingolstadt (1796-1799) und München (1799 – 1803).

 


Schmeller war von den neuen Ideen der Aufklärung so begeistert, dass er die Schule vernachlässigte und als Weltverbesserer aktiv werden wollte. Er verfasste ein Büchlein über Schreiben und Schriftunterricht, das aber nie gedruckt wurde. 1804 verließ er München und besuchte den großen Pädagogen Pestalozzi in der Schweiz. Den Wunsch, bei ihm als Lehrer angestellt zu werden, musste Pestalozzi ablehnen, da sein Institut mit wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten kämpfte.
Schließlich ließ sich Schmeller bei einem Schweizer Söldnerregiment für Spanien anwerben. In Tarragona gründete Schmeller für die Kinder der Soldaten des Schweizer Regiments eine Schule. Diese Musterschule wurde rasch bekannt, so dass eine weitere Schule in Madrid folgte, deren erster Adjutant Schmeller wurde. Er nannte sich jetzt Don Andres Schmeller. Seine Arbeit stellte ihn aber nicht zufrieden.

1813 kehrte Schmeller wieder nach München zurück und wurde Oberleutnant in einem bayerischen Jägerbataillon. 1816 bekam er von Kronprinz Ludwig (nachmalig König Ludwig I.) den Auftrag zur Ausarbeitung eines bayerischen Wörterbuches. Jetzt setzten die Forschungen und Reisen durch Bayern ein.

Auf jeder Reise arbeitete Schmeller als Wortklauber an seinem Bauern-ABC, wie er das Wörterbuch ironisch nannte. 1827 wurde Schmeller ordentlicher Professor für ältere deutsche Sprache und Literatur an der Universität München. Er sprach nicht nur Französisch, Englisch und Spanisch. Er kannte die Grammatiken aller europäischen Sprachen. Latein und Griechisch beherrschte er vom Gymnasium her. Er konnte in arabischer oder indischer Schrift schreiben. 1840 wurde Schmeller Bibliothekar der Bayerischen Staatsbibliothek in München (siehe Foto). Er ordnete ca. 25000 Handschriften, die durch die Säkularisation aus Bayerns Klöstern an die Bibliothek verbracht wurden. Hier entdeckte und übersetzte er u.a. das „Wessobrunner Gebet“ und die mittelalterliche Liedersammlung „Carmina burana“.

Am 27. Juli 1852 starb der durch ärztliche Fehldiagnose seit Jahren geschwächte
J. A. Schmeller an Lungenlähmung als Opfer der Cholera-Epidemie. Sein Grab findet sich im Alten Südlichen Friedhof in München (Feld 2, Grabnummer 106). Schmellers Büste wurde in die Ruhmeshalle „für ausgezeichnete Bayern“ über der Theresienwiese in München aufgenommen.

Schmellers Lebenswerk: Das Bayerische Wörterbuch

Das Bayerische Wörterbuch ist 1827 – 1837 in vier Bänden erschienen, nachdem sich die Drucklegung durch allerhand Umstände immer wieder verzögert hatte. Schmeller war kein Gelehrter im Sinne eines Stubenhockers. In den Jahren bis 1823, als er die Grammatik und das Wörterbuch erarbeitete, war er viel unterwegs. Er hat den Stoff zum großen Teil persönlich erfragt und erwandert. Er sprach mit Bauern, Fuhrleuten, Gastwirten, Soldaten, Pfarrern, Kindern, Frauen und Mägden. Später in München ließ er dann Rekruten kommen und fragte sie aus. Er wollte die lebende Volkssprache festhalten.

Hier ein Auszug aus einer Seite seines bayerischen Wörterbuchs mit handschriftlichen Ergänzungen Schmellers:

Schmellers Studien dehnten sich über den altbaierischen Raum hinaus auf ganz Süddeutschland, Österreich, die deutsche Schweiz aus. Das Einzugsgebiet reichte vom Rhein bis Wien, vom Fichtelgebirge bis tief in die Alpen. Das Gebiet war viermal so groß wie das bayerische Staatsgebiet. Jakob Grimm, der gleichzeitig an der Erstellung eines „Deutschen Wörterbuches“ arbeitete, urteilte: „… ich muss zum Lob der Bayern hinzufügen, dass kein anderer unserer Stämme ein Wörterbuch aufzuweisen hat, das dem von Schmeller irgendwie gleichkäme, so meisterhaft ist hier die Sprache selbst und ihr Zusammenhang mit Sitten und Gebräuchen dargestellt.“

J. A. Schmeller:

„Mir ward menschlicher Besitztümer keines,

nicht Ahnen, nicht Gold, nicht Äcker – nur die Sprache…

Nur für des Vaterlandes Worte kann ich wirken.“